Geschichte des Landkreises
Geschichtliches zum Landkreis Birkenfeld
Der Kreis Birkenfeld zählt zu den jüngeren Landkreisen in Rheinland-Pfalz. Ungeachtet dessen, kann dieser Landstrich an der oberen Nahe auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken, zumal die Einheit des Gebiets nicht durch wirtschaftliche, geographische oder kulturelle Dynamik hergestellt, sondern mehr durch Hoheitsakte, Kriege und Gewalt in der vergangenen Zeit begründet wurde.
Im letzten vorchristlichen Jahrtausend war das Gebiet durch Kelten verhältnismäßig dicht besiedelt. Im letzten Jahrhundert vor Christi kam der Einbruch der Römer, die bis etwa 350 n. Chr. im Lande blieben. Danach machten sich die Franken zu Herren des Landes. Im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit entwickelte sich eine Vielzahl kleinerer Territorien, wozu hier insbesondere die Hintere Grafschaft Sponheim, das Herzogtum Pfalz‑Zweibrücken, die Wild‑ und Rheingrafschaft und die Herrschaft Oberstein zählten.
In der zweitausendjährigen Geschichte gab es in diesen Raum eine wichtige Grenzlinie. Mitten durch das heutige Kreisgebiet – entlang des Siesbachs– verliefen wahrscheinlich die Grenzen zwischen Treverern und Rheingermanen, den römischen Provinzen Gallia Belgica und Obergermanien, dem karolingischen Mittel‑ und Ostreich, zwischen Lothringen und Franken. In der sogen. Réunionszeit von 1680-1697 und der Franzosenzeit (1798-1814) gehörte das Gebiet größtenteils bzw. vollständig zu Frankreich. Mit der napoleonischen Herrschaft endeten die zahlreichen Territorialherrschaften im Naheraum.
Durch den Wiener Kongress von 1815 wurde dieser Zusammenschluss wieder aufgehoben und die Kleinstaaterei lebte wieder auf. So wurde ein Landstrich nördlich der oberen Nahe, mit „20.000 Seelen“ 1817 dem (Groß-) Herzogtum Oldenburg unter der Bezeichnung „Fürstentum Birkenfeld“ zugeschlagen, während der Raum südlich der Nahe bereits 1816 an das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld gefallen war und später den Namen „Fürstentum Lichtenberg“ führte. Letzteres Teilterritorium wurde aber bereits 1834 an Preußen verkauft und bildete von da an den preußischen Kreis St. Wendel.
Nach dem 1. Weltkrieg musste dieser Kreis 26 seiner 94 Gemeinden an das autonome Saargebiet abtreten. Der weiterhin bei Preußen verbleibende Teil führte danach die Bezeichnung „Restkreis St. Wendel‑Baumholder“.
Der heutige Kreis Birkenfeld entstand schließlich erst am 1. April 1937, als im Zuge des sogen. Großhamburg‑Gesetzes der Restkreis St. Wendel‑Baumholder mit dem oldenburgischen Landesteil Birkenfeld zu dem neuen preußischen Kreis Birkenfeld vereinigt wurde.In diesem neuen Kreis entstand in den Jahren 1937/1940 eine innere Grenze durch die Anlegung des Truppenübungsplatzes Baumholder, dem 14 Gemeinden und zahlreiche Einzelgehöfte und Mühlen mit rd. 4.000 Einwohnern weichen mussten. Darüber hinaus wurden Gemarkungsflächen von weiteren 14 Gemeinden dem Truppenübungsplatz zugeschlagen, der heute eine Größe von rd. 112 qkm umfasst.
Nach dem 2. Weltkrieg gingen die Gebietsveränderungen weiter. Am 18. Juli 1946 mussten 17 Gemeinden sowie der Ortsteil Türkismühle der Gemeinde Nohfelden und am 6. Juni 1947 weitere 7 Gemeinden mit zusammen rd. 17.000 Einwohnern auf Anordnung des französischen Oberkommandos in Deutschland an das Saarland abgetreten werden.
Das am 7. Juni 1969 in Kraft getretene 3. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland‑Pfalz brachte weitere Gebietsveränderungen, indem die 15 Gemeinden der Verbandsgemeinde Grumbach und die 4 „Unterberggemeinden“ der Verbandsgemeinde Burg Lichtenberg ausgegliedert und dem Landkreis Kusel zugeordnet wurden. Außerdem wurde die Gemeinde Kirnsulzbach der Stadt Kirn und damit dem Landkreis Kreuznach zugeschlagen.
In den Landkreis Birkenfeld eingegliedert wurden die 8 Gemeinden der ehemaligen Verbandsgemeinde Kempfeld und 12 Gemeinden der Verbandsgemeinde Rhaunen aus dem aufgelösten Landkreis Bernkastel sowie die Gemeinde Börfink‑Muhl des früheren Landkreises Trier.
Innerhalb des Landkreises wurden die Gemeinden Enzweiler, Georg‑Weierbach, Göttschied, Hammerstein, Kirchenbollenbach, Mittelbollenbach, Nahbollenbach, Regulshausen und Weierbach aufgelöst und der Stadt Idar‑Oberstein angegliedert.
Durch das 8. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung wurde ab 7. November 1970 der Ortsteil Muhl der Gemeinde Börfink‑Muhl in die Gemeinde Neuhütten, Landkreis Trier‑Saarburg, ausgegliedert. Der Ortsteil Börfink wurde in Gemeinde Börfink umbenannt.
Durch dieses Gesetz wurden zudem ab demselben Zeitpunkt die Verbandsgemeindebezirke neu zugeschnitten. Dadurch erhielt der Landkreis folgende gebietliche Neugliederung:
Stadt Idar‑Oberstein
Verbandsgemeinde Baumholder mit 14 Gemeinden
Verbandsgemeinde Birkenfeld mit 31 Gemeinden
Verbandsgemeinde Herrstein mit 34 Gemeinden
Verbandsgemeinde Rhaunen mit 16 Gemeinden
Die damals zur Verbandsgemeinde Herrstein gehörende Gemeinde Zaubach wurde durch die Landesverordnung zum 31.12.1977 aufgelöst und das Gemeindegebiet in den Truppenübungsplatz Baumholder und damit den gemeindefreien Gutsbezirk Baumholder eingegliedert. Letzterer wurde zum 1.1.1994 gänzlich aufgelöst, wobei das Gebiet des Truppenübungsplatzes den angrenzenden Gemeinden zugeschlagen wurde, wodurch sich die Kreisgrenze am Ostrand (im unbewohnten Gebiet) geringfügig veränderte. Nachdem zum 1.1.1992 die vormalige Doppelgemeinde Sensweiler-Langweiler in zwei Kommunen geteilt wurde, verfügt der Landkreis Birkenfeld heute (2010) wieder über 96 Gemeinden mit zusammen rund 84.000 Einwohnern.