Die Modernisierung der Jugendherberge Idar-Oberstein ist angelaufen
Mit der Baustelleneinrichtung begann vor zwei Wochen die 6,5 Millionen Euro teure Modernisierung der Jugendherberge Idar-Oberstein, berichtete Jacob Geditz bei einem Ortstermin am 19. April. „Endlich geht’s los“, freute sich der Vorstandsvorsitzende des rheinland-pfälzischen und saarländischen Jugendherbergsverbands und bekannte: „Es war keine einfache Geburt, viele Gespräche waren bis zu dieser zukunftsorientierten Lösung notwendig.“ 6,5 Millionen Euro in den 1957 eingeweihten Komplex auf der Hohl hoch über Oberstein zu investieren, sei nur in einer Gemeinschaftsleistung denkbar gewesen. Obwohl die Stadt Idar-Oberstein und der Nationalparklandkreis Birkenfeld nunmehr jeweils 1,58 Millionen statt anfänglich 500.000 Euro beisteuern, bleiben rund 3,4 Millionen am Landesverband des Jugendherbergswerks hängen: „Das ist für uns eine riesige Summe.“ Zuversichtlich zeigte sich Geditz, sowohl den gesteckten Kostenrahmen als auch die vorgesehene 18-monatige Bauzeit einhalten und das dann komplett sanierte und behindertengerechte 125-Betten-Haus im Herbst 2025 wiedereröffnen zu können.
Ziel ist, die Übernachtungszahlen von jährlich zuletzt 15.700 auf 25.000 zu steigern, damit an die einstigen Glanzzeiten anzuknüpfen und die Stadt und die Nationalparkregion nachhaltig zu beleben. Im Rekordjahr 1979 wurden sogar 27.000 Nächtigungen erreicht. Ein weiterer positiver Effekt ist die Schaffung von 30 Jobs.
Auf die nur dank des beispielhaften kommunalen Engagements mögliche Kehrtwende von der zu Anfang der Corona-Pandemie beschlossenen endgültigen Schließung zu einer zukunftsfähigen Umgestaltung blickte der Präsident der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Karl Peter Bruch, zurück. Der Verwaltungsrat habe dem Vorhaben nur zugestimmt, weil er davon ausgehe, deutlich mehr Gäste als vorher anlocken zu können. Insbesondere verwies der ehemalige rheinland-pfälzische Innenminister auf den „tollen Ruf und das gute Freizeitangebot“ Idar-Obersteins. Längst nicht überall seien die Kommunen imstande und willens, selbst finanziell zum Erhalt einer Jugendherberge beizutragen. Drei Faktoren stimmen Bruch optimistisch: die Anerkennung der Jugendherberge als außerschulischer Lernort, die vorhandenen Seminarräume und die große Klientel, die sich lieber in einer Jugendherberge als in einem Hotel einquartiert.
Aus seiner Erfahrung als Pilger und Wanderer wisse er, dass ein höherer Standard die Nachfrage ankurbele, pflichtete Miroslaw Kowalski bei: „So ein Haus fehlt momentan im Kreis Birkenfeld“, meinte der Landrat und sieht den Standort mit den Magneten Nationalpark, Edelstein- und Schmuckindustrie und Felsenkirche sowie einer sehr guten ÖPNV-Anbindung bestens aufgestellt.
Mit Attraktionen wie Nationalpark und Edelsteinland spreche die „neue“ Herberge Schulklassen aus ganz Rheinland-Pfalz, aber auch aus den Niederlanden und Belgien an, ist Oberbürgermeister Frank Frühauf überzeugt, der die einmütige Unterstützung in den Kreis- und Stadtgremien hervorhob.
Architekt Matthias Dimmer aus Stadtkyll (Vulkaneifel) informierte, dass die Bauarbeiten mit der Trockenlegung des Gebäudes anliefen. Inzwischen seien bis auf Mobiliar und Außenanlagen alle Gewerke ausgeschrieben und eine Reihe lokaler Firmen zum Zuge gekommen. Zur energetischen Sanierung gehören Vollwärmeschutz eine Luftwärmepumpenkaskade und eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Markenzeichen wird eine Terrasse mit spektakulärer Aussicht. Nur in der Küche bleibt alles beim Alten. Für die neuerlichen Verzögerungen machte der Bauleiter die Preisentwicklung verantwortlich, die zu kleineren Umplanungen zwang, die weder Kapazität noch Ausstattung schmälern.
Auf die Frage eines Journalisten, ob das neu entstehende Hotel keine Konkurrenz darstelle, begrüßten alle Akteure das Projekt in der Austraße. „Je größer das Angebot, desto mehr Besucher“, lautet Geditz‘ Formel. Gerade in der Nationalparkregion gebe es nach zahlreichen Betriebsaufgaben zu wenige Hotels und Pensionen, ergänzte Kowalski. Alle Beteiligten lobten den Einsatz von Bernhard Becker: Unermüdlich setzte sich der seit vielen Jahren im Jugendherbergsverband tätige frühere Bürgermeister der Stadt Idar-Oberstein hinter den Kulissen für einen Fortbestand der Jugendherberge Idar-Oberstein ein.
Bildunterzeile:
Landrat Miroslaw Kowalski (rechts) nahm die Baustelle Jugendherberge Idar-Oberstein zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden des Jugendherbergsverbands, Jacob Geditz, und Architekt Matthias Dimmer in Augenschein. Foto: Kreisverwaltung Birkenfeld/Karsten Schultheiß