IWUK billigt neues Maßnahmenpaket zur Optimierung des ÖPNV
In seiner Sondersitzung hat der Ausschuss für Infrastruktur, Wirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz (IWUK) am Dienstag nach intensiven und produktiven Beratungen einem Maßnahmenpaket zur Optimierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Nationalparklandkreis Birkenfeld zugestimmt. Dieses sieht punktuelle Kürzungen und Änderungen einzelner Buslinien vor, um den tatsächlichen Bedarf besser abzubilden und dem Kreis finanzielle Einsparungen zu ermöglichen.
Der IWUK kann als vorberatendes Gremium Empfehlungen an den Kreistag geben, erst der Kreistag entscheidet aber final über eine Umsetzung der Maßnahmen.
„Es ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll, wenn Busse leer durch die Gegend fahren. Das fällt auch vielen Bürgern negativ auf“, begründete Landrat Miroslaw Kowalski beim jüngsten Treffen des IWUK im Festsaal des Birkenfelder Schlosses noch einmal den Handlungsbedarf.
Zum 1. August 2022 wurde das ÖPNV-Angebot im BIR-Kreis auf jährlich rund 5,4 Millionen Buskilometer ausgeweitet – fast dreimal so viele wie zuvor. Nach gut drei Jahren Betrieb soll das System nun auf Grundlage von Fahrgastzählungen des Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbundes (RNN) überprüft und angepasst werden. Der RNN hatte bei seinen Erhebungen mehrere mit einer „roten Ampel“ gekennzeichnete Linien ermittelt, auf denen die Nachfrage von Fahrgästen nur sehr gering ist.
Darauf basierend hatte Marco Remy, Prokurist und Koordinator der Verkehrsplanung beim RNN, bereits vor zwei Wochen in einer ersten IWUK-Sondersitzung mehrere Verbesserungsvorschläge vorgestellt. Diese fanden im Gremium breiten Anklang und wurden beispielsweise von Ausschussmitglied Thomas Roland (SPD) beim Treffen am Dienstag als „sehr durchdacht“ bezeichnet.
„Es handelt sich hier auch nicht um ein statisches Konzept für alle Ewigkeit, sondern um ein lebendiges Konzept, mit dem wir einen ersten Schritt gehen und bei dem noch Nachbesserungen möglich sein werden“, hatte Ausschussmitglied Armin Korpus gleich zu Beginn des jüngsten Treffens ausdrücklich betont und damit eine Aussage getätigt, über die im IWUK Konsens herrschte.
Einig war man sich im Ausschuss auch darüber, dass die Anpassungen mit Augenmaß erfolgen sollen und kein Ort im Kreisgebiet vollständig vom Busverkehr abgehängt werden soll.
Die Einsparungen sind zudem vertraglich begrenzt: Laut den mit den Verkehrsunternehmen geschlossenen, auf zehn Jahre ausgelegten Verträgen ist eine Abbestelloption nach festgelegten vertraglichen Kriterien für maximal 20 Prozent der im jeweiligen Verkehrsvertrag vereinbarten Kilometerleistung vorgesehen.
Laut der zuständigen Dezernentin Kathrin Alfers wird diese Grenze gemäß den bisher vorliegenden Verbesserungsschlägen voraussichtlich bei einem Linienbündel – und zwar dem mit der Nationalparkline 890 - erreicht. Bei den anderen vier Losen im Landkreis Birkenfeld bestehe hingegen noch Spielraum für Optimierungen.
Wie viel Geld der Landkreis durch die geplanten ÖPNV-Anpassungen einsparen kann, steht noch nicht fest. Um diesbezüglich verlässliche Aussagen zu treffen, müssten die Planungsdetails weiter ausgearbeitet und abgestimmt werden. Zudem bedürfe es noch der weiteren Abstimmung mit den beteiligten Busunternehmen und anderen Aufgabenträgern, sagte Alfers auf Nachfrage von IWUK-Mitgliedern und verwies darauf, „dass wir noch mitten in einem Prozess mit komplexen vertraglichen Regelungen stecken“.
Das sind die nach derzeitigem Stand beabsichtigten Änderungen im Liniennetz
- Linie 812: Der nur gering nachgefragte Abschnitt von der Mikadohalle in Idar nach Regulshausen wird bisher stündlich bedient. Er soll auf einen Zwei-Stundentakt umgestellt werden, was pro Jahr etwa 13.000 Kilometer weniger Fahrleistung bedeutet.
- Linie 813: Auf der Verbindung mit Ziel in Algenrodt soll der bisherige 30-Minuten-Takt am Nachmittag und Abend auf einen Stundentakt reduziert werden – womit jährlich etwa 12.000 Kilometer an Fahrleistung eingespart würden.
- Linie 820: Die Verbindung vom Bahnhof Oberstein über Frauenberg nach Reichenbach soll künftig nur noch an Schultagen wie bisher bedient werden. In den Ferien soll das Angebot auf wenige Fahrten morgens und abends reduziert werden. An den Wochenenden fährt sie nicht mehr. Einsparung: rund 68.000 Kilometer jährlich. Als Ausgleich dafür soll die Rufbuslinie 829 künftig zusätzlich über Reichenbach geführt werden.
- Linien 857 und 858: Die Linien von Rhaunen nach Horbruch sowie von Rhaunen über Hausen Oberkirn, Schwerbach und Gösenroth sollen vollständig auf ein Rufbus-System umgestellt.
- Linie 890: Auf der Nationalparklinie ist geplant, den Abschnitt zwischen Rhaunen und der Wildenburg mangels Nachfrage einzustellen. Auf dem Abschnitt zwischen den Nationalparktoren Wildenburg und Hunsrückhaus soll die Linie künftig über Kempfeld, Schauren, Bruchweiler, Sensweiler - einem Abstecher nach Langweiler -, Wirschweiler und Allenbach geführt werden. Der Abschnitt Hunsrückhaus-Birkenfeld-Neubrücke wird eingestellt. Diese Kürzung soll durch Modifikationen auf der Rufbuslinie 822 (Verbindung Neubrücke-Birkenfeld-Erbeskopf) und der Linie 835 kompensiert werden. Die geplanten Einsparungen auf der Linie 890 betragen rund 195.000 Kilometer pro Jahr.
- Linie 835: Die geplanten Modifikationen auf dieser Linie sehen so aus, dass der Bus von Neubrücke zum Hunsrückhaus künftig über Hoppstädten (Kapelle), Eborn und Dienstweiler verkehren soll. Wegen des zeitlichen Mehrbedarfs sollen auf dieser Linie die bisherigen Stichfahrten nach Nockenthal und Mackenrodt entfallen. Diese beiden Orte sollen künftig durch eine neue Rufbuslinie von und nach Idar-Oberstein angebunden werden.
Das vom IWUK verabschiedete Maßnahmenpaket soll nun in den Fraktionen weiter beraten und parallel dazu vom ÖPNV-Referat der Kreisverwaltung und dem RNN mit den Verkehrsunternehmen und den anderen Aufgabenträgern abgestimmt und hinsichtlich der Planungsdetails konkretisiert werden. Im Anschluss an ein weiteres IWUK-Treffen und einem in diesem Gremium gefassten Empfehlungsbeschluss wird der Kreistag dann abschließend über die Umsetzung entscheiden.
Bildunterzeile:
Die zwischen dem Bahnhof Neubrücke (Foto) und Rhaunen verkehrende Nationalparklinie 890 wiest auf einigen Abschnitten nur geringe Fahrgastzahlen auf. Deshalb könnte es auf dieser Linie zu Änderungen kommen. Foto: Axel Munsteiner/Kreisverwaltung Birkenfeld