Heimatkalender 2025: Senioren sind das Schwerpunktthema
Schon stolze 70 Jahre ist der Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld alt, dessen neue 2025er-Ausgabe am Samstag im voll besetzten Festsaal des Birkenfelder Schlosses offiziell vorgestellt wurde.
In dem 320 Seiten starken Werk stehen diesmal die „Senioren“ und die vielfältigen Initiativen und Angebote im Fokus, die es für die Generation 60 plus im Nationalparklandkreis Birkenfeld gibt. So stellt Adolf Grub das landesweit einzigartige Projekt „Wohnen und Leben am Markt“, kurz WLaM, in der früheren Marktschule in Idar vor, während Kurt Knaudt die Senioren-WG in Bruchweiler unter die Lupe genommen hat und Karl-Jürgen Strack über das Majekaffee in Schauren berichtet.
Wie gewohnt ist dem Redaktionsteam um Karsten Schultheiß auch diesmal beim Jahrbuch eine gute Dosierung gelungen. Neben den Beiträgen zum Schwerpunkthema bietet der neue Heimatkalender einmal mehr einen lesenswerten Mix aus Aktuellem, Historischem und Biografischem aus der hiesigen Region. Dazu zählen beispielsweise die Rückblicke auf die Kommunalwahl im Juni (Karsten Schultheiß) und die Schlagzeilen im Sportjahr 2024 (Johannes Geiß und Karsten Schultheiß), die 700-Jahr-Feiern in den Orten Oberbrombach (Gerhard Müller) und Rötsweiler-Nockenthal (Adolf Grub), das 150-jährige Bestehen des TuS Tiefenstein (Bernd Schreiber), das 100. Jubiläum der auf Fastnachtsartikel spezialisierten Firma Fritz Fries und Söhne (Jörg Lindemann) oder die Geschichte der seit 300 Jahren bestehenden Hirsch-Apotheke in Birkenfeld (Peter Nauert).
Aber auch an traurige Anlässe wird erinnert. So hat Bernd Alsfasser für den Heimatkalender einen Nachruf auf den im August verstorbenen Landrat Dr. Matthias Schneider verfasst und Elmar P. Ittenbach zeichnet ausführlich nach, wie vor 80 Jahren, im Winter 1944/45, die aus dem Wirschweilerer Wald abgefeuerten „Wunderwaffen“ – dort befanden sich Abschussrampen der berühmt-berüchtigten V2-Raketen - in Großstädten wie London oder Antwerpen Tod und Zerstörung brachten.
Hervorzuheben – das stellte der amtierende Landrat Miroslaw Kowalski am Samstag bei der Präsentation heraus – ist die Tatsache, dass wie schon bei den früheren Ausgaben alle der insgesamt mehr als 80 Autoren ihre Aufsätze honorarfrei zur Verfügung gestellt haben. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der auch reich bebilderte Heimatkalender 2025 trotz einer moderaten Erhöhung zum nach wie vor sehr günstigen Preis von 9 Euro verkauft werden kann. Er ist ab sofort im Buchhandel erhältlich und eignet sich beispielsweise hervorragend als Weihnachtsgeschenk.
Noch etwas ist sehr bemerkenswert und beweist, dass das Jahrbuch des Kreises trotz seines „Rentenalters“ keineswegs antiquiert ist, sondern vielmehr vor Vitalität strotzt: Denn erstmals seit Langem lagen der Redaktion weitaus mehr eingereichte Beitragsmanuskripte vor, als Platz zur Verfügung stand. Die Konsequenz: Einige Aufsätze mit thematisch eher zeitloserem Charakter konnte man schweren Herzens nicht fürs aktuelle Werk berücksichtigen. Sie liegen aber schon jetzt für die 2026er-Ausgabe auf der Bank.
Breit und generationenübergreifend ist auch die Spanne der Autoren, die im aktuellen Heimatkalender 2025 vertreten sind. Der Jüngste ist 18 und der Älteste 99 Jahre alt.
„Schreiben macht jung“, betonte Schultheiß und leitete damit zu ersten von vier Interviewrunden über, die am Samstag die offizielle Vorstellung des Heimatkalenders 2025 zu einer abwechslungsreichen und kurzweiligen Feierstunde machten.
Mit dem Tiefensteiner Bernd Cullmann, der 1960 Leichtathletik-Staffel-Gold in Rom gewann und der einzige Olympiasieger aus dem Kreis Birkenfeld ist, und dem Weierbacher Franz-Josef Gemmel berichteten zwei besonders vitale Senioren über ihre noch recht neue Karriere als Buchautoren. Cullmann lässt mithilfe von Co-Autor Kurt Knaudt in der Autobiografie „Der schnellste Schleffer der Welt“ sein bewegtes Leben Revue passieren. Gemmel hat nach dem Erstling „Schwarze Steine“ inzwischen unter dem Titel „Dunkle Diamanten“ bereits seinen zweiten Kriminalroman vorgelegt.
Einen munteren Dreierplausch führte Schultheiß auch mit Christine Schwarz und Karl-Otto Engel aus Brücken. Christine Schwarz ist dort die Inhaberin des inzwischen letzten Tante-Emma-Ladens im ganzen Landkreis Birkenfeld. Das kleine Geschäft wird im neuen Heimatkalender porträtiert. Seinen Sitz hat es in der Trierer Straße, deren lebendige, aber sich auch stark wandelnde Geschichte der langjährige Ortsbürgermeister im Jahrbuch dargestellt hat.
Man müsse man leider feststellen, dass in vielen Orte eine negative Entwicklung zu verzeichnen ist und kaum noch Geschäfte, die ja auch eine wichtige Rolle als Kommunikationsorte haben, vorhanden sind. „Die Dörfer sind ärmer geworden“, bedauerte Engel. Immerhin: Christine Schwarz, in deren Geschäft übrigens nach eigener Aussage Gummibärchen der große Renner sind, denkt vorerst noch nicht ans Aufhören. „Solange noch Kunden kommen und es noch Spaß macht, werde ich in meinem Geschäft weitermachen“, betonte sie.
Apropos Spaß: Den habe er auch, stellte Miroslaw Kowalski im Gespräch mit Schultheiß klar. Ein Jahr ist er inzwischen als Landrat im Amt, und auch wenn die Arbeitstage für ihn stets schon am frühen Morgen beginnen und aufgrund zahlreicher Termine bis spät in den Abend dauern können, „mache ich diesen Job sehr gern. Es ist eine schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe“, sagte Kowalski.
Eine weitere Interview-Partnerin für Schultheiß war schließlich Katrin Ryan. Die erfolgreiche Rope-Skipperin des Turnvereins Oberstein war für das moderne Coverdesign des Heimatkalenders 2025 verantwortlich und hat – passend zum Schwerpunktthema – auch das Titelbild beigesteuert, das ein sich innig umarmendes Seniorenpaar zeigt.
Für die musikalische Umrahmung der Jahrbuchvorstellung hatte André Mertens, stellvertretender Leiter der Kreismusikschule, mit drei Stücken – eins am Piano, zwei an der E-Gitarre – gesorgt.
Bildunterzeile:
Sie halten ein gelungenes und sehr informatives Buch in den Händen: Gemeinsam mit Landrat Miroslaw Kowalski (3. von links) präsentieren (von links) Jörg Lindemann, Dagmar Orlian, Kurt Knaudt, Susanne Schwab und Karsten Schultheiß vom Redaktionsteam den neuen „Heimatkalender 2025“. Es fehlten die weiteren Redaktionsmitglieder Johannes Geiß, Adolf Grub und Peter Simon. Foto: Axel Munsteiner/Kreisverwaltung Birkenfeld